NEUBAU KINDERBETREUUNGSEINRICHTUNG
IN KREMSMÜNSTER

nicht-offener, einstufiger
Realisierungswettbewerb

Susanne Seyfert
Matthias Seyfert

Paul Halbritter
Vinzent Wallner
Marion Gernbeck
Vanessa Seyr
Julia Erlinger
Rafael Pielorz
Vinzent Wallner

06|2023 – 09|2023

aus dem Erläuterungsbericht:

Städtebau
Der Baukörper des Neubaus besteht aus zwei Teilen – einem Sockel im Erdgeschoss und einem darauf liegenden Baukörper mit Satteldach.
Der Sockel dockt am östlichen Nachbarn an und folgt dem Straßenverlauf.
Er hält – wie der östliche Nachbar – etwas Abstand zur Straße und knickt mit dieser leicht ab. Der westliche Nachbar steht näher an der Straße und formt eine Engstelle. Der eingeschossige Anbau am westlichen Nachbarn bildet zusammen mit dem nach Süden abknickenden Neubau einen kleinen Vorplatz als Eingang für Kindergarten und Krabbelstube und Zugang zum Park.
Das auf dem Sockel liegende Obergeschoss rückt vom Nachbar im Osten ab und bildet eine Fuge. Im Westen kragt der Baukörper über und markiert den gedeckten Eingang.
Der Freiraum des Grundstückes wird in einen öffentlichen Teil im Westen und eine zur Kinderbetreuungseinrichtung im Osten gehörende Fläche geteilt. Diese Grenze wird durch einen Zaun gebildet, soll aber räumlich durch eine gemeinsame, parkartige Gestaltung durchlaufen.

Architektur – Funktion
Zwei Funktionen mit einer Adresse – die geteilte Gemeinsamkeit aus der Aufgabe wird zu einem Thema der Architektur. Der Kindergarten unten mit engem Bezug zum Garten ist erdverbunden.
Die Krabbelstube darüber entspricht eher einem »Nest«.
Über den gedeckten Vorbereich betritt man den KINDERGARTEN im Erdgeschoss. Die Leiterin hat den Eingang im Blick. Der Weg teilt sich in die drei Gruppen geradeaus bzw. zwei Gruppen nach links. Alle fünf Gruppenräume bekommen eine durchgesteckte Garderobe mit direktem Gartenzugang. Die durchgesteckte »Garderobenröhre« ist nicht raumhoch, so kann auf ihr eine zweite Ebene zur Spiellandschaft genutzt werden. Auf der anderen Seite der Gruppenräume über den Gang erschlossen liegen die WCs und Nebenräume. Die Bewegungsräume und der Multifunktionsraum liegen nah zu den Gruppenräumen. Die Wand zwischen Gang und Gruppenräumen wird zur »Möbelwand« mit Durchblicken, Sitznischen und Klapptischen. Der Gang wird zum erweiterten Gruppenraum. Die Gruppenräume sind aber auch abtrennbar.
Über den gedeckten Vorbereich mit Lift bzw. Treppe gelangt man in die KRABBELSTUBE im Obergeschoß. Die Erschließung liegt zwischen der Terrasse und den drei Gruppenräumen. Der Ausgang von der Krabbelstube auf die Terrasse ist so »kontrollierter« als im Geschoss darunter. Die Nebenräume der Gruppenräume liegen als Filter zum Gang.
Die Terrasse der Krabbelstube ist kleinteilig gegliedert:
1. In der Fuge zum Nachbarn im Osten mit kleinem Baum und Ausblick zum Stift.
2. Nach Süden mit Vordach geschützt. Halb drinnen, halb draußen.
3.Freigestellt nach Süden mit luftigem Kinderhaus – Holzgerüst mit Sonnensegeln, Hängematten etc.
Krabbelstube und Kindergarten sind über den Treppenluftraum und den gemeinsamen Eingang miteinander verbunden. Bei Platzengpässen können Räume wechselseitig genutzt werden.

Konstruktion, Material
Auf einer massiven Bodenplatte steht der Holzbau. Stützen tragen Unterzüge und diese Brettstapeldecken. Die Unterzüge liegen in gleicher Ebene der Decken. So wird eine ruhige, flexible Untersicht generiert. Darüber stehen wieder Stützen, die das Dach tragen. Auf der Westseite sind die Stützen wegen der Verschattung zu einer Lamellenwand aufgelöst.
Die Fassade ist eine hochgedämmte Sandwichkonstruktion. Im Erdgeschoss wird diese durch eine Putzträgerplatte bekleidet und im Obergeschoss durch eine Holzlamellenfassade.
Die Wände werden zu großen Teilen als Möbelwand in Holz und in einer Signalfarbe hergestellt. Der Boden wird als geschliffener, mit warmen Farbpigmenten aufgehellter Estrich vorgeschlagen.

Freianlagen
Das westliche Grundstück ist öffentlich. Das Östliche gehört zum Kindergarten. Einheitliche Gestaltung lässt beides als Einheit wirken.
Unterlage ist eine wilde Blumenwiese die abgestimmt auf die Blühzeiten nicht zu oft im Jahr geschnitten wird. Zu den Häusern ganz im Westen führt eine Zufahrt. Im öffentlichen Teil und im Kindergartenpark gibt es einen Nord-Südweg. Verstreut oder angedockt an den Weg laden kleine Inseln mit Bänken und Hockern zum Verweilen ein. Ein kleines Gartenhaus im öffentlichen Teil und zwei für den Kindergarten ergänzen das Angebot.

Energieeffizienz, Ökologie
Kompakte Baukörperausbildung, dichte Gebäudehülle und gute Dämmung führen zu niedrigem Energieverbrauch. CO2 Ampeln in den Gruppenräumen zeigen die Luftqualität. Sinkt diese ab, kann individuell gelüftet werden. Unterschiedliche Fensterformate bieten sich für unterschiedliches Wetter an – Oberlichter für den Winter (kalte Luft sinkt von oben ab und erwärmt sich dabei) – große Fensterformate zum Stoßlüften – schmale Formate zum Kippen der Fenster. Die kühle Nachtluft kann über Fenster mit Wetterschutzlamellen einströmen.
Die Fensterflächen der großen Räume liegen nach Süden und Ost. Durch das auskragende Dach im EG und im OG und durch zwei den großen Bestandsbaum ergänzenden Bepflanzungen kann die sommerliche Überhitzung ohne beweglichen Sonnenschutz umgesetzt werden. Dieser ist bei Kindereinrichtungen (Einklemmgefahr, Beschädigung durch Ballspiel ...) erfahrungsgemäß problematisch. Für die Räume zur öffentlichen Westseite trifft das nicht zu. Diese werden durch außenliegende Lamellen verschattet und vor der Nachmittagssonne geschützt.
Das Dach der Krabbelstube kann für Fotovoltaik genutzt werden.