UMGESTALTUNG DES GEBÄUDES
SALZBURGER VORSTADT 15
BRAUNAU

geladener Realisierungswettbewerb

Susanne Seyfert
Matthias Seyfert

Florian Dessl

03|2020 – 05|2020

Städtebauliche Aspekte
Das Bestandsgebäude wird durch eine ansteigende Mauer Richtung Kaserngasse verlängert, an deren Ende ein dreigeschossiger Baukörper den Schmiedgassenplatz abschließt. Bestand und Neubau ergeben die ruhige Rückseite des neuen Platzes. Vier neue Bäume würden gut passen. Das zum Abriss gewidmete Doppelgebäude in Platzmitte könnte mit einer öffentlichen Funktion wie Cafe oder Quartiertreffpunkt erhalten bleiben.

Funktionale Aspekte
Im Bestandsgebäude sind unten die Polizeiinspektion und oben das Bezirkspolizeikommando um den von oben belichtetem Innenhof praktikabel wie stimmungsvoll unterzubringen. Zugänge sind von der Salzburger Vorstadt wie von der Schmiedgasse vorgesehen. Eine neue Außentreppe und ein Lift im Gebäude erschließen alle Funktionen barrierefrei.
Im Neubau zur Kaserngasse liegt das polizeiliche Koordinierungszentrum mit vorgelagertem, nicht einsehbarem Innenhof.
Zu diesem Innenhof sind im Bestandsgebäude und im Neubau die Schulungsräume orientiert und mit einer Rampe verbunden. Das Zivilschutzlager ist hier ebenso zu finden wie die Abgänge in das darunter liegende Parkdeck.
Der zum öffentlichen Platz abgeschiedene Innenhof ist das multifunktional nutzbare Herz des Neubaus.
Unter dem Platz als Rampe sind die Parkplätze mit Zufahrt von der Kaserngasse als Parkdeck organisiert. Die östliche Seite hat kurze Ausfahrten und kann auch sperrigen Fahrzeugen Platz bieten. An der östlichen Seite sind die Mitarbeiterstellplätze in Stapelparkern angeordnet.

Architektonische Aspekte
Mit dem verputzten Bestand soll der aus Mauer und einem erhöhten Baukörper gebildete Neubau eine Einheit bilden, bei gleichzeitiger Ablesbarkeit es alten und neuen Teiles.
Für den Neubauteil wird daher monolithischer Beton in gestockter Oberfläche vorgeschlagen. Der Robustheit der Aufgabe wird so entsprochen, durch das Stocken entsteht eine natursteinartige Oberfläche, die sich gut in die Altstadt Braunaus einfügt.

Ökonomische, Ökologische Aspekte
Der Bestandsbaukörper hat mit seinen dicken Wänden eine hohe Speichermasse und ist für die ganzjährige und bauphysikalisch konstante Nutzung der Polizeiinspektion und des Bezirkspolizeikommandos gut geeignet. Über den zentralen Innenhof könnte eine Gebäudelüftung mit Nachströmung im Dach und Absaugung in den Nebenräumen für hohen Luftkomfort bei sparsamem Umgang mit Energie durch Wärmerückgewinnung sorgen. Die verdeckten, um die Verglasung des Innenhofes gelegenen Dachflächen wären für Kollektoren zur Warmwassergewinnung geeignet.
Für das Koordinierungszentrum ist eine Innendämmung angedacht, um variabel ohne Trägheit auf plötzliche Nutzungsänderungen reagieren zu können.

Intentionen zur Bauaufgabe
Ziel des Wettbewerbes ist die Unterbringung der Aufgabe bei Neutralisation der Liegenschaft als Erinnerung an die Zeit des Nationalsozialismus. Der erste Teil wurde bereits ausführlich beschrieben, die Gedanken zum zweiten Teil folgen nun hier unter Intentionen zur Bauaufgabe.
Die Verbindung des Gebäudes mit der NS Zeit erfolgt hauptsächlich über Bilder. Dabei dominieren zwei Arten: Das Bild der Hauptfassade zur Salzburger Vorstadt und das Bild der zweigeschossigen Arkaden nach Osten. Die Bögen über den Fenstern der Hauptfassade sind besonders typisch und Alleinstellungsmerkmal des Hauses unter den Häusern der Altstadt. Es wird vorgeschlagen diese Bögen zu entfernen und die markant gelbe Farbe zu ändern. Das Abbild der historischen Fassade ist verändert, die Fassade wird untrennbarer Teil des Straßenzuges ohne herausstechende Besonderheit.
Der zweigeschossige Arkadengang an der Ostseite wird abgebrochen und das Gebäude mit historischen Handwerktechniken – historische Mauer- und Putztechniken, Ergänzung des Dachstuhls – verlängert. Die Dachform wird so gewählt, dass ein scheinbar natürlicher und gewachsener Eindruck entsteht.
Durch die Gebäudeverlängerung wird der Städtebau subtil verändert und die Auffindbarkeit des Gebäudes erschwert.
Die gängigste Antwort eines Neubaus auf einen historischen Bestand ist die Ausbildung eines respektvollen Gegenpols, der Alt und Neu klar zeigt. Der Entwurf folgt dieser Praxis mit einem klaren, strengen Baukörper der jede Polarität zur gängigen Entwurfspraxis meidet und in seine Zeit passt. Er formt sich aus den inneren Funktionen und betreibt Stadtreparatur durch Platzbildung.
Die Schnittstelle zwischen Alt und Neu wurde verschoben, um die Wiederfindung des Hauses und des Ortes zu erschweren. Lediglich im Längsschnitt zeigt sich die Mogelei, da die Betontiefgarage unter dem Bestand die zeitliche Reihenfolge der Errichtung verrät – ein Fakt der nur am Plan erkennbar ist.

Grundstücksgrenzen
Die nördliche Grundgrenze verspringt mehrfach, wobei diese Sprünge teilweise nicht mehr sinnvoll erscheinen. Es wird die Begradigung der Grundgrenzen zur Baukörpervereinfachung empfohlen. Sollte sich das nicht realisieren lassen, wären die Neubauten anzupassen.

Stellungnahme zur Kostenobergrenze
Die Kostenobergrenze wurde mit 3,2 Mio netto Preisbasis 01/2020 vorgegeben. Multipliziert man die Flächen- und Raumkennwerte des Entwurfes mit statistischen Kostenkennwerten erscheint eine Realisierung im Kostenrahmen möglich. Sicherer wird diese Aussage nach der Kostenberechnung. Das gilt im Besonderen für Bauten im Bestand und in innerstädtischer Lage bei Unwägbarkeiten im Untergrund.

Stellungnahme zu Terminzielvorgaben
Die Terminzielvorgaben erscheinen realistisch.